Monolitär

Für eine junge Familie projektiert Dost ein Minergie-P Einfamilienhaus an der prominenten Arova-Kurve in Flurlingen. Topografie, Aussicht, Lärmemission und Erschliessung zeichnen das Gebäude. Das Grundstück liegt an einem Steilhang oberhalb des Dorfes und grenzt westlich an die Neustrasse und östlich an eine stark befahrene Kantonsstrasse. Oberhalb des Grundstückes beginnt die Industriezone mit dessen imposanten Bauten. Das Bauland liegt an der äußeren Grenze der Wohnzone und ist das letzte unbebaute Grundstück mit Weitblick auf den Rhein und Umgebung in der Gemeinde Flurlingen.

Die schmale, sich verjüngende Parzelle hat eine Fläche von 3702 m2 wovon nur 800 m2 überbaubar sind. Das restliche Land liegt in der Landwirtschaftszone. Ziel des Konzeptes ist es von den Vorteilen der Lage und des Grundstückes zu profitieren und den negativen Aspekten zu entgehen. So wurde der Baukörper in den Steilhang und in Tieflage zu der Winterthurstrasse hineingebaut, um den Lärm der Strasse und den Starkstromleitungen zu entkommen. Alle Zimmer sind südwestlich ausgerichtet um von Aussicht und Besonnung zu profitieren Beim Bau des benachbarten Industrieareals wurde der anfallende Humusabtrag und Aushub auf den umliegenden Parzellen verteilt. Die Topografie der Parzelle wird dadurch strak geprägt.

Das Landschaftsbild um die Parzelle ist von Siedlungen, Industriebauten, Strassenräumen und Landwirtschaftliche Nutzflächen, Rebhänge sowie den eher negativ bewerteten Hochspannungsleitungen bestimmt. Hinzu kommen der nahe gelegene Wald, so wie Wildhecken als naturnahe Elemente. Mit dem Projekt ergab sich die Möglichkeit die Position der Parzelle in der Landschaft neu zu betrachten und aufzuwerten.

Topografie, Aussicht, Lärmemission und Erschliessung zeichnen das Gebäude und prägen seine Gestaltung. Das Gebäudevolumen wird als Teil der Landschaft verstanden, folglich soll es vom Hang, von den Wiesen und den Reben sanft überwachsen, und mit der Natur eins werden. Durch die zweiseitige Ausrichtung des Gebäudes entstehen Aussenräume mit unterschiedlichen Qualitäten und Bezügen. Die Frontfassade macht einen leichten Knick um die öffentlichen Räume wie Wohnen und Essen von den privaten Räumen zu trennen.

Das Eingangsgeschoss besteht aus Entree, Garage, Hobbyraum, Wein und Vorratskeller, Waschküche und einem Heizraum. Das Wohngeschoss, bestehend aus einem Wohn- Ess- und Kochbereich sowie bis zu 4 Zimmern, wird über eine skulpturale Treppe erschlossen. Die Nasszellen sind an der Rückwand zum Hang platziert. Das Wohngeschoss hat zwei Außenbereiche. Eine urbane Terrasse an der Hauptfassade und einen naturbezogenen Bereich hinter dem Gebäude.

Als das Paar auf Dost zukommt mit dem Wunsch ein Gebäude zu schaffen welches sich mit Ihrem Leben entwickeln kann, ist der Gedanke an eine Familie nicht mehr als eine Option in Ihrem Lebensplan. Nachhaltigkeit im Allgemeinen, aber besonders im Bezug auf die Raumstruktur waren im Entwurfsprozess stets ein wesentlicher Parameter. So tut es das Gebäude seinen gossformatigen industriellen Nachbarn gleich und setzt auf eine tragende Gebäudehülle mit Stützenraster, welches eine flexible Handhabung des Grundrisses zulässt. Lineare hofseitig angeordnete Nasszellen lassen zahlreiche Grundrissvarianten in der Hangseitigen Raumschicht zu.

Das Gebäude wurde ursprünglich als loftartiges offenes Konzept vorgesehen – jedoch wird schon während der Ausführung ein Raum aufgrund unerwartetem Nachwuchs eingeschoben. Im Innenausbau schafft eine reduzierte Farbpalette, weiss, Eichenholz und schwarz, eine neutrale Bühne für das tägliche Leben und die äusseren Einflüsse. Das Konzept für den Innenausbau basiert auf funktionalen Wandebenen und einzelnen reduzierten Einbauten. Während der Holzboden im Wohngeschoss als natürlich warme Ebene Aussen- wie Innenräume fliessend verbindet und im Kontrast zu den sonst monochromen Räumen bildet, stehen Einbauten in massiver Eiche als taktile Gegenstücke zu den weissen Nasszellen. 

Schwarze Wandtafelflächen bieten sich als Kommunikations- und Kreativebene an. Die Wohnqualität entsteht durch die Überlagerung der oben genannten Themen. Reduzierte Form- und Materialsprache, fliessende Wohnkonzeption, präzise Ausblicke und eine perfekte Akustik (Decke) schaffen eine Wohnqualität welche vom Ort geprägt ist und sich mit den Nutzern entwickeln und verändern kann.