Haus G

Auf einer kleinen Hügelkuppe über dem Ammersee schmiegt sich ein schlichter, zweigeschossiger Baukörper wohltuend zurückhaltend in die üppig gewachsene Umgebung. In jedem Raum der modernen Villa sind die Natur und vor allem der See allgegenwärtig. Dank des minimalistischen Schiebefenster-Systems von Sky-Frame entsteht eine Architektur des Lichts.

Der Ammersee liegt im Fünfseenland vor den Toren Münchens und ist ein beliebtes Naherholungsgebiet. Rund um die meist unverbauten Uferzonen sammeln sich Einfamilienhäuser, deren Bewohner sich von der prachtvollen Natur inspirieren lassen. Die Bauplätze rund um den See sind entsprechend rar. Ein Ehepaar, das jahrelang mitten im Herzen der bayrischen Metropole gewohnt hatte, wünschte sich eine wohnliche Veränderung. Auf der Suche nach dem geeigneten Grundstück wurde man in Inning am Ammersee fündig. Der schöne Flecken Erde liegt auf einer weich geschwungenen Hügelkette mit Blick auf den Ammersee und in die waldige Umgebung. Vor dem Bauplatz liegt eine grosse Naturwiese mit Blick auf einen Segelboothafen – der ideale Standort für ein Einfamilienhaus. 
Der Bauherr, der als Kieferorthopäde arbeitet, konnte mit dem Umzug vom urbanen ins ländliche Umfeld endlich seinen Traum verwirklichen. „Architektur ist meine Form, sich mit Schönheit und Ästhetik im gelebten Alltag zu umgeben“, beschreibt der Purist, der klare Linien bevorzugt und nach zeitloser Schönheit strebt. Seine Beziehung zu Architektur ist weit mehr als ein schlichtes Hobby. Mit dem entsprechenden Ernst betreibt er diese Passion. Seine berufliche Situation liess es zu, dass der kreative Kopf sich mit grosser Leidenschaft und genügend Zeit im Gepäck um das Hausprojekt kümmern konnte. Der Zahnmediziner suchte in der Entwurfsphase den engen Kontakt zu seinen Architekten. „Ich strebte in Planung und handwerklicher Ausführung nach Perfektion“, erinnert er sich. „In einem engen Zeitrahmen waren ein gemeinsamer Konsens und deren Realisierung häufig sehr herausfordernd. Je klarer die Formen und je höher der Anspruch des Bauherren, desto schwieriger ist das gewünschte Endergebnis zu erzielen.“ Dem Enthusiasmus tat dies trotzdem keinen Abbruch.
 

Innenhof als Ort der Kommunikation
Das Einfamilienhaus nimmt sich zurück und fügt sich wohltuend in die umgebende Natur ein. Genauso wie es der Altmeister Frank Lloyd Wright mit seinen Entwürfen vorlebte. Von der ansteigenden Straße wirkt die zweigeschossige Villa eher zurückhaltend, keinesfalls mächtig. Der mineralische Kratzputz zeigt sich glatt und kompakt, erhält aber durch das Sonnenlicht unterschiedlichste Schattierungen. Fenster entdeckt man nahezu keine. Tritt man durch die metallene Eingangspforte, wird man augenblicklich von einer grossen Ruhe umfangen. Der gefasste mit dunklem Marmorkies ausgelegte Innenhof funktioniert wie ein öffentlicher Platz, ist Dreh- und Angelpunkt des Ensembles. Hier zeigt sich ein erstes Mal die Liebe des Bauherren zu einer reduzierten Formensprache. Die klaren Geometrien der Architektur finden in der Gartengestaltung ihre Fortsetzung. Kubisch geschnittene Buchshecken und ein quadratisches Wasserbecken mit Zierfischen gliedern den Hof, der zum Treffpunkt der Familie gewachsen ist. Die Farben von Bepflanzung und der Materialien wie das Grau der Kiesfläche unterstreichen die Intimität des Hofes. Die Stellung des Baukörpers weist den Blick Richtung See. Die Schlichtheit setzt sich in den Innenräumen fort. Der Bauherr entwickelte einen Grundriss ohne ausufernde Räume, die allein durch ihre Grösse an Intimität verlieren. Kein Zentimeter wurde verschenkt, kompakt und perfekt organisiert sollte die Raumaufteilung sein. Der Eingangsbereich ist funktional gehalten. Links geht es zur Küche und Speisekammer, rechts hinunter in den Weinkeller und in die mit separatem Eingang versehene Gästewohnung. Das Licht zieht Besucher aber unweigerlich eine leicht ansteigende Rampe hinauf. Neugierig wandelt man den Flur entlang und tritt in die Weite des zentralen Lebensraums. Der Weg wird zum Erlebnis.

Hier kann man noch eine Etage höher in die privaten Räume des Ehepaars aufsteigen. Das Arbeitszimmer des Hausherrn richtet sich als einziger Raum in die vom See abgewandte Geländekammer mit Blick auf Wiesen und Wälder. Ein Innenhof mit einem solitären Bonsai trennt und verbindet Arbeits- und Schlafbereich. Dieser lässt unzählige Ein-, Aus- und Durchblick in Garten und hinunter in Ess- und Wohnraum zu. Schlaf- und Badezimmer sind nur durch verschiebbare Glastüren getrennt. Ob auf dem Bett oder in der freistehenden Wanne liegend, die Aussicht auf den See ist atemberaubend.

Architektur des Lichts
Für das Ehepaar ist die Küche im Erdgeschoss einer der wichtigsten Orte des Hauses. So entwickelte der Bauherr seinen Entwurf um die Kochstelle. Reduziert, raffiniert gestaltet bis ins letzte Detail – so präsentiert sich der Lieblingsort der Bewohner. Die hellen Fronten mit versenkten Griffen, die Metallabdeckung der Kochinsel, das Grau des Zementbodens und das Weiss der Wände fügen sich perfekt ins moderne Ambiente. Genau diesen Purismus hat das Ehepaar gesucht, das in Stilfragen auf gleicher Wellenlänge schwimmt. Nur die nötigsten Möbel, reduzierte Kunst an den Wänden – nichts sollte den Blick ins Grüne verklären. Küche, Ess- und Wohnbereich bilden einen fliessenden Raum, der sich vollkommen zum See öffnet. Die atemberaubende Aussicht übernimmt die Rolle eines Gemäldes. Durch das minimalistische Schiebefenster-System von Sky-Frame entsteht eine Architektur des Lichts. Die grossen Fensterflügel lassen sich via Knopfdruck und flexibel auch über die Ecke öffnen und lassen so den Innen- und Außenraum verschmelzen.

Den Garten und die Terrassen wurden als Erweiterung des Innenraums konzipiert. Um die baurechtlich vorgegebene Höhe des Gebäudes nicht zu überschreiten, legte der Bauherr das Grundstück und somit den Garten tiefer. So erhielt der Wohnraum eine angemessene Raumhöhe. Eine üppig gewachsene Linde steht nun wie auf einem eigen zugedachten Podest. Hier kann man noch das alte Niveau ablesen. Klare Geometrien sind auch in diesem Teil des Außenraums vorherrschend. Scheinbar wild wachsende Gräserwellen begrenzen die Wiese und den Salzwasser-Pool. Der vielschichtige Garten bietet unzählige Orte zum Verweilen an und wird im Sommer von den vielen Gästen der Familie kräftig als Lounge genutzt.

Optimale Orientierung zum See
Was von außen zurückhaltend und perfekt in die Landschaft gefügt ist, entwickelt sich innen zu einem vielschichtigen Raumgeflecht. Jeder Raum ist individuell, weist eine neue Lichtsituation auf. Die Innenräume sind auf die Bedürfnisse der Bewohner abgestimmt und sind optimal auf den See ausgerichtet. Auf die Frage, was er beim Entwurf für sein eigenes Haus heute anders machen würde, antwortete der engagierte Bauherr: „Vieles würde ich genau so tun, aber zu viele Sondermasse und wenig erprobte Materialien machten die Umsetzung enorm anspruchsvoll. Man sollte beim nächsten Haus versuchen, einen Konsens zwischen neu und erprobt zu finden.“ Und auf die Frage nach seinen Lieblingsorten schweift sein Blick sofort über den Ammersee und er sagt: „Ich schätze die Offenheit und klare Verbindung zwischen den Räumen. Was gibt es schöneres, als am Abend an der Kochinsel zu stehen und der Sonne über dem See beim Untergehen zu beobachten.“