Dezember 2024
Referenz
Meisterhaftes „Flickwerk“ im Bayerwald! Der Architekt Peter Haimerl ist Bewahrer und Innovator zugleich. Seine – vielfach preisgekrönten – Bauwerke wie das Konzerthaus Blaibach sind eigenwillig, charakterstark und bewegen sich jenseits konventioneller Architektur. Ein Schwerpunkt seiner Arbeiten ist das Bauen im Bestand. Haimerl bewahrt die Historie der alten Häuser und führt sie gleichzeitig in die Zukunft. Statt den Verfall zu kaschieren, wird der fragile Zustand herausgearbeitet und um einen neuen Aspekt ergänzt. Dabei arbeitet er mit Kontrasten und modernen Materialien – radikal und subtil zugleich.
In seiner Heimat, dem bayerischen Wald hat Peter Haimerl ein altes Waldlerhaus in ein architektonisches Statement transformiert. Das in einer Waldlichtung zwischen einem Bauernhaus und einem Granitsteinbruch liegende Gebäude von 1839, ein Holzblockbau mit Granitsockel, war zur Hälfte zur Ruine verfallen. Die bemoosten Granitblöcke im Umfeld des Hauses lieferten die Inspiration für die Umgestaltung. Haimerl übersetzte sie in 43 x 43 Zentimeter große Betonbarren unterschiedlicher Länge. Diese füllen die Lücken in dem maroden Gebäude, stützen alte Balken und bauen die verfallene Struktur des früheren Stalls und der Scheune weiter.
Alles was erhalten werden konnte, wie verwitterte Holzschindeln und rohe Granitwände, blieb bestehen. Durch die raue, ursprüngliche Gestaltung des Sichtbetons wird die Brücke zwischen neuen und alten Materialien geschlagen. Große Glasflächen, die zwischen den Betonbalken positioniert sind, vermitteln Leichtigkeit und verbinden das Haus mit der Natur. Die Fenster mit ungewöhnlichen Konturen – sie weisen verschiedene Längenabstufungen innerhalb einer Kante auf – und auch die Türen wurden als Prototypen speziell für das Haus angefertigt.
Der skulpturale Eindruck des Hauses setzt sich innen fort. Die Räume sind roh und ursprünglich belassen, alt und neu greifen ineinander, Durchblicke und Sichtachsen bieten interessante Perspektiven. Das 180 Quadratmeter große Haus verfügt über drei Schlafzimmer. Die Aufteilung der Räume entspricht der des alten Hauses: Die Stube mit Ofen liegt im früheren Wohnteil, im Kartoffelkeller ist eine Speisekammer entstanden, das Bad befindet sich im ehemaligen Stall. Die Betonbarren werden zum Teil der Einrichtung als Eckbank, Küchenzeile oder Waschbecken. So ist alles Architektur. Mehr braucht es nicht!