Monolith am Hang

Wie eine Schublade wurde das Sichtbetonhaus in den Hang hinein geschoben. Das loftartige Wohngeschoss ist hell und geräumig. Der Innenausbau überrascht mit viel praktischem Design.

Das moderne Einfamilienhaus ist in seiner Art einzigartig und wirkt wie aus einem Guss. Der Sichtbetonbau, der an einen Monolith er-innert, wurde präzis in den Hang gebaut, auf zwei Seiten von Erde umschlossen, Fenster gibt es nur vorne und hinten. Das Objekt steht in Flurlingen, einer durch die Nähe zu Schaffhausen städtischen Umgebung im Zürcher Weinland. Von aussen mag das Haus auf den ersten Blick etwas hart und abweisend wirken. Innen offenbart es mit seiner loftähnlichen Raumstruktur und modularen Elementen besondere Qualitäten. Das Einfamilienhaus trägt die Handschrift von Architekt Dominic Meister, Geschäftsführer beim Büro Dost.

Wohnzimmer

Meister baute das Haus für sich und seine Frau. Das junge Paar hatte das Land vor vielen Jahren erworben. Projektiert war anfangs ein Zu-hause nur für zwei, Kinder waren noch keine in Planung. Das Paar wünschte sich offene Räume und einen grosszügigen Aussenraum. Als sich das erste Kind ankündigte, war Flexibilität gefragt. Viele Male wurden die Pläne abgeändert und angepasst. Das zweite Kind kam während des Einzugs zur Welt. Architekt Dominic Meister und seine Frau hatten eine grosse Landfläche erworben — insgesamt sind es rund 4000 Quadratmeter. Rund ein Viertel davon ist Bauland. Die dreieckige Parzelle liegt an einem aufgeschütteten Hang entlang der Strasse. Aus der speziellen Topographie ergab sich die zweiseitige Ausrichtung des Hauses. «Vor und hinter dem Haus entstanden Aussenräume mit unterschiedlichen Qualitäten», sagt Meister.

«Der reduzierte Innenraum schafft Grosszügigkeit und ermöglicht fliessende Übergänge zwischen den einzelnen Lebensräumen.»  Dominic Meister

Betritt man das Minergie-P-Haus von der Strassenseite, steht man im Eingangs- und Garderobenbereich. Von hier führt eine Türe ins Büro, das gegen die Strasse ausgerichtet ist und von Tageslicht profitiert. Die übrigen Erdgeschoss-Räume liegen hangseitig und verfügen über keine Fenster. In der Waschküche, den Technik- und Kellerräumen wird dies jedoch nicht als Mangel empfunden. Vom Eingangsbereich gelangt man über eine schwarze Treppenskulptur ins Wohngeschoss. Die mächtige, geschickt proportionierte Treppenkonstruktion schliesst Garderobenschränke mit ein. Das kompakte Volumen aus Holz wurde passgenau in den Raum zwischen den Geschossen eingefügt. Die Treppe könnte dereinst entfernt und durch einen Lift ersetzt werden. Das Wohngeschoss mit einer Raumhöhe von drei Metern ist bewusst offen gestaltet. Durch die Fensterfront, die sich über die ganze Länge des Hauses zieht, wirken die Räume hell und freundlich. Wohnen, Essen und Küche bilden eine Einheit.

Schiebefenster

Die Küche mit Induktionsherd, Wok und Teppan Yaki ist in einem schwarzen Block im hinteren Teil des Wohnraums integriert. Über diesen Block lässt sich eine Art Deckel schieben, unter dem die Küche verschwindet. Die Konstruktion lässt sich beliebig weit auseinander und wieder zusammen schieben. Die ganze Seitenwand wurde mit weissen Schränken versehen. Darin befinden sich unter anderem Kühlschrank, zwei Backöfen mit Steamer und Mikrowelle sowie eine Wärmeschublade. Die Schranktüren lassen sich während des Hantierens in der Küche seitlich versenken. Dadurch wirkt der Raum jederzeit aufgeräumt.

Küche

Mit Leichtbauwänden wurde ein Kinderzimmer ins Wohngeschoss eingepasst, das als schwarzer Block seitlich im Raum steht. Ein zweites Kinder-zimmer könnte auf dieselbe Art entstehen. Das Elternschlafzimmer schliesst ans Kinderzimmer an und kann mit einer freischwebenden Schiebetüre abgetrennt werden. Beide Räume profitieren von viel Tageslicht. In allen Wohnräumen und der Küche entschied sich der Architekt für Parkettböden aus geräucherter, weiss lasierter Eiche. Das Flair für Design offenbart sich auch in den Bädern. Sowohl das Gäste- wie auch das Familienbad befinden sich auf einer Art Podest. Wände und Boden wurden mit einer wasserabweisenden, fugenlosen Kunstharzbeschichtung behandelt.

Die Duschwanne im Familienbad ist in den Boden eingelassen und kann auch als Badewanne benutzt werden. Bei den klar geschnittenen Eichenholzmöbeln handelt es sich um Unikate: Der Spiegel befindet sich im Deckel des Waschtisches. Die Toilette ist ebenfalls in Holz eingelassen — eine moderne Interpretation des Plumpsklos. Im Aussenbereich der Küche findet sich der in den Hang eingebettete Innenhof; an der Strassenfassade verfügt das Haus auf der ganzen Länge über einen Balkon. Die Gestaltung des Gartens wird schrittweise in Angriff genommen, denn die Umgebung soll sich mit dem Haus und seinen Bewohnern entwickeln. 

Raum und Wohnen 5/18
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Architektur: Dominic Meister, Dost Architektur
Fotografie Webseite: Andrin Winteler
Fotografie Reportage: Thomas Hämmerli
Text: Rebekka Haefeli