Aviation 6

Das Haus Aviation 6 präsentiert sich architektonisch modern: perfekte Proportionen statt Schnörkel und von grossen Panoramafenstern durchbrochene Backsteinfassaden, welche die horizontale Ausrichtung des Designs betonen. Das flache Grundstück liegt einen Meter unterhalb des Strassenniveaus, weswegen die Gebäudehöhe, von der Strasse aus gemessen, lediglich fünf Meter beträgt und das Haus eher unaufdringlich wirkt.

Im Inneren des Gebäudeblocks wachsen viele mächtige Bäume, und ihre Kronen prägen die Komposition: Hier ist die Vegetation wichtiger als das Bauwerk. Die zunächst wenig günstige Lage wurde durch die Schaffung teils verschatteter, teils sonniger Gärten geschickt genutzt. Dank der differenzierten Landschaftsgestaltung mit offenen und geschlossenen Arealen lässt sich der Garten zu jeder Tageszeit geniessen.

Die massiven Laibungen der Panoramafenster finden ihre Entsprechung in den Sichtbetonmauern des Interieurs, die im selben Farbton gehalten sind. Abgerundet wird die Komposition durch zahlreiche Elemente aus gebürstetem Eichenholz. Die Materialien wurden so gewählt und eingesetzt, dass ihnen der Zahn der Zeit nichts anhaben kann: Man wünscht Patina, nicht Abnutzung.

Die Strassenfassade ist im Erdgeschoss um etwa zehn Meter und im ersten Stock um acht Meter zurückgesetzt. Die so entstandene Überkragung sorgt für Schatten in den Wohnräumen im Erdgeschoss. Diese Überkragung zieht sich in Hausinnere hinein, gerade so als wolle die Abendsonne das Gebäude anheben, um es ganz und gar zu durchfluten. Die beiden östlichen Seitenfassaden ruhen fest auf der Erde und rahmen so die Landschaft ein.

Die grauen Lehmziegel der Fassade sind lang und schmal, und der gleichfarbige Mörtel verleiht dem Bau die gewünschte Masse. Ganz besonderer Wert wurde auf die Einbindung der technischen Elemente gelegt. Die Stöcke der Aussenfenster und -türen sind in den Rohbau integriert und unterstreichen nachdrücklich den Kontrast von massigem Rohbau und zarten Glasflächen mit gerade einmal zwei Zentimeter breiten Rahmen.

Der Innenausbau bildet Holzkompositionen, bei denen jede Fuge ihre Bedeutung hat. Die Türblätter sind auf Schwenkzapfen montiert. Geschlossen fügen sie sich plan in den Türstock, geöffnet wirken sie wie «freistehende Blätter im Raum». Es sind auch keine Klinken montiert; stattdessen wurden Griffe im Material extrudiert. Einzig die Lichtschalter dürfen hervorragen – als kleine, vier Millimeter hohe Zylinder, aktiviert durch die leichteste Berührung.

Und da die Architektur keine Grenzen kennt, wurde auch die Wasserversorgung neu überdacht. Vom exklusiven Design des Wasserhahns bis hin zur detailgenauen Umsetzung durch CEA galt unverbrüchlich ein Motto: Unwichtiges beseitigen und nur das Wesentliche bewahren.

Das Aufeinandertreffen der Baustoffe unterliegt dem Recht des Stärkeren: Beton durchdringt den Holzboden, weshalb es auch keine Sockelleisten gibt, und die Betondecke ist gewichtiger als der hölzerne Innenausbau. Eine neun Millimeter tiefe Schattenfuge gliedert die Komponenten.

Die Gehwege im Freien sowie die Böden in der Garage und den Duschen wurden mit kleinen Klinkersteinen aus portugiesischem Porphyr gepflastert. Das Dachabschlussprofil aus farblos eloxiertem Aluminium weist eine Abtropfkante auf, die tangential zum Blickwinkel verläuft und kaum zu sehen ist.

Die Wohnräume befinden sich im Erdgeschoss. Das Wohnzimmer verfügt über eine neun Meter lange Glasfront, die sich zum Garten hin öffnet. Keine einzige Säule verstellt die Aussicht – lediglich die beiden senkrechten Holme der Schiebetür setzen Akzente in der Glasfläche.

Auf der Westseite, die sich weit zum Strassengarten hin öffnet, zaubert das Blüten- und Laubwerk der Felsenbirnen der Küche eine intime Atmosphäre. Die filigranen Stämme der Amelanchier-Gewächse zieren Rasenflächen und porphyrgepflasterte Terrassen.

Der Grundriss ist flexibel, und die Räume sind offen. Die Wohnlichkeit der Nutzflächen bleibt trotzdem erhalten, nicht zuletzt dank des offenen Kamins zwischen Wirtschaftsraum und Wohnzimmer, der ganz ohne scharfe Kanten auskommt und eine Unendlichkeit vermittelt, in der die Flammen umso heller tanzen.

Zwischen zwei Betonwänden, welche die von ihnen umschlossene doppelte Kubatur begrenzen, führt die Treppe nach oben und in eine der beiden Fluchtperspektiven des ersten Stockwerks. Und auch hier prägen die drei exklusiven Gestaltungselemente Beton, Holz, Glas – und damit Licht – den Architekturspaziergang.